Fausto Coppi on the Road

Eine okzitanische Rundreise

Prolog:
Seit Einführung des Euro bleibt uns bei Reisen zu unseren südlichen Nachbarn - von wenigen Ausnahmen abgesehen - der umständliche Wechsel zwischen verschiedenen Währungen erspart. In sprachlicher Hinsicht ist jedoch das dauernde Hin-und-Her meist noch ein lästiges Übel und umso anstrengender, je rudimentärer die eigenen Fremdsprachenkenntnisse sind. Babylon lässt grüßen!
Nicht so im südlichen Piemont und in den französischen Seealpen! Das Gros der Bevölkerung beidseits des südlichen Alpenhauptkammes spricht mit 'Okzitanisch' fast den gleichen Dialekt; man versteht sich gegenseitig und so ist es naheliegend, dass auch wir uns bei unserer Unternehmung wesentlich auf diese, dem Vulgärlatein entstammende Sprache konzentriert haben.

Tagesberichte

1. Tag:
Flug nach Nice und Fahrt über die Promenades Anglais ins Stadtzentrum, wo in einem Radladen noch für das richtige Material gesorgt werden musste. "La vie est dur dans la Côte d’Azur" (Tremel-Tersaz-Gut), also ab in die Berge, über La Trinité und L'Escarène nach Sospel. Dazwischen lagen mit den Col de Nice, Col de Braus und Col Sain-Jean ca. 1200 Hm zum Eingewöhnen.

2. Tag:
Glücklicherweise konzentrierten sich meine Nachwehwechen als Roth-Staffel-Teilnehmer primär aufs Gehen und nicht aufs Radfahren - im übrigen der beste Nachweis dafür, dass beim Pedalieren wohl wesentlich andere Muskelgruppen und Bänder beansprucht werden (Gruß an die orthopädisch-kinematische Abteilung!) - so dass die Reise froh und munter in Richtung Piemont fortgesetzt werden durfte. Nach dem Col du Brouis gings ins Val Roya, wo einige Tage zuvor ein aussichtsreiches Tour-de-France Team beim Training in schwarzen Radklamotten identifiziert wurde. Bald war Tende erreicht und damit der Ort, an dem sich Straßenradfahrer guten Gewissens für 10km in den Zug Richtung Cuneo setzen dürfen. Mountain-Biker (Gruß an die Abteilung Brüstle) oder solche mit Illmatic-Rahmen fahren natürlich über die Schotterpiste zum gleichnamigen Pass und von dort nach Limone (Piemonte). Wir dagegen mussten ja Mensch und Maschine schonen und verließen den Zug in Limone, um von dort nach Cuneo zu rollen.

3. Tag:
Spätestens am (frühen) Morgen wurde es nun ernst. Nach einem piemontesischen Frühstück gings zum Einrollen nach Cuneo, um sich dann sehr dezent im letzten Drittel des ca. 1000-köpfigen 'GF Fausto-Coppi' Starterfeldes einzugruppieren. Leider fehlen dem Chronisten immer noch jegliche Erinnerungen an Details, so dass wir hier lieber die objektiven Zahlen sprechen lassen: 205 km, 4600 Hm, in gut 10 bzw. 9 1/2 Stunden (nicht Wochen!).
Das erste, an was ich mich erinnere, war nach Zielankunft die Bemerkung eines Leutershausener Vertreters des Bergstrassen-Teams, ich hätte die falschen Reifen montiert. "Grand-Prix-4000-S müssen es sein! Der rollt wie ein Schlauchreifen!" Dieser Klugsch....r blieb mir jedoch die Erkärung schuldig, warum er das Ziel nicht erreichte und in der Mitte des Rennens den Besenwagen aufsuchen musste.

4. Tag
Der Tag für echte Wellness-Triathleten! Regeneration pur, wir fuhren 80 km und 800 Hm nach Therme di Valdieri. (Dieser Ort war mir aus meinem früheren Leben nicht gänzlich unbekannt, an Pfingsten 1986 begingen wir hier das Canalone Lorousa, die südlichste Eisrinne der Alpen.) Ein Muskelkrampf in der Wade zwang uns auf der Rückfahrt zu einem moderateren Tempo, wohl ein Signal, dass der Körper den Begriff 'Regeneration' möglicherweise etwas anders interpretiert.

4. Tag
"It's nice in Nice", also zurück an die Côte d’Azur! Mit 2350m 'lockt' der Col de la Lombarde als letztes Hinderniss. Moderat ging's ins Val Stura, durch Demonte (das wir vom Fausto-Coppi-Tag bereits kannten) nach Vinadio, dem Ausgangspunkt des Passes. Es empfiehlt sich sehr, diesen Pass von Italien nach Frankreich zu befahren und nicht umgekehrt, da man so das südseitige hässliche Skigebiet mit deutlich höherer Geschwindigkeit passieren kann. In Isola angekommen, befindet man sich wieder in der Zivilisation, es geht nur noch bergab.

Nice Airport - Espace Montage Vélo Nice - Sospel Sospel - Tende Sospel - Tende
Unsere Unterkunft in Cuneo (I) Il Padrone di Casa (Chef de Maison) Piazza Galimberti in Cuneo Höhenprofil des GF
The day after Monte Viso (Hintergrund) Auf dem Weg zum Col de la Lombarde Festung in Vinadio (Val Stura)
Zum Col de la Lombarde - Auf halber Höhe Am Col (Blick nach Italien) Blick vom Col in Richtung Süden (France) La Vie est dure dans la Côte d’Azur

Danksagung

Wir danken unserem Hauptsponsor, dem SG Posaunenchor Eppelheim, für die mentale und materielle Unterstützung (Anruf des Abteilungsleiters und eines weiteren Vertreters mit Erkundigung über unser Wohlergehen; Materialsponsoring: 1 Posaunen-Trikot, 2 Trinkflaschen). Ohne diese Maßnahmen hätten wir das Unternehmen schwerlich durchgehalten und uns letztlich in den finanziellen Ruin gestürzt.


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